ADGIN PRRX
ADGIN PRRX ist ein Anagramm von Grand Prix, dem Titel von John Frankenheimers Autorennfilm-Monument, welches Norbert Pfaffenbichler hier zu einer so strikt metrischen wie zutiefst persönlichen Meditation über das Wesen der Zeit, den Rausch der Geschwindigkeit und die Melancholie schleichender Entschleunigung, des Stillstands, Tod remontiert.
Das Bearbeitungskonzept ist simpel und wird ehern eingehalten: ADGIN PRRX beginnt mit der kürzesten Einstellung von Grand Prix und endet mit dessen längsten; sollten zwei oder mehr Einstellungen identisch lang sein, so wurden sie in chronologischer Reihenfolge montiert, also welche kommt zuerst im Ausgangsfilm. Ähnliche Strukturprinzipien wurden schon auf andere Klassiker angewandt, siehe etwa Anne McGuires Strain Andromeda The (1992) oder Matt Bucys Of Oz the Wizard (2004). Was ADGIN PRRX von früheren Versuchen abhebt, ist die Lesbarkeit des Originalwerks: Wenn man sich konzentriert, kann man der Handlung von Grand Prix folgen. Was an dessen Struktur liegt: Frankenheimer erzählt nicht eine, sondern vier Geschichten, die sich alle ineinander spiegeln – vier Rennfahrer an vier Lebens-, Karrierepunkten; in den von Saul Bass gebauten, 1966 irre hippen Split Screen-Passagen finden diese narrativen Stränge ihr höchste Verdichtung.
Man kann nun sagen: Mit seinem metrischen Bauprinzip fügt ADGIN PRRX diesem Mosaik von Eindrücken und Augenblicken eine weitere 60s-Obsession hinzu in Form von Voraus- und Rückblenden, die so zufällig wie folgerichtig sind, je nachdem, welchem Regelwerk man folgt. Zu erleben ist so: Der Weg vom physischen Furor des Spektakels zu den Pausen und Dehnungen des Sprechens, den Ambivalenzen der Kommunikation, darin den Abgründen des Zwischenmenschlichen. (Olaf Möller)
ADGIN PRRX
2026
Österreich
167 min