The Growing Edge
Der Vorspann zum Titel erzählt die Ausgangslage: ein Ausritt von Vater und Kind in den Ferien, das Pferd beginnt zu galoppieren, ein Sturz vom Pferd, das Insistieren des Vaters zum Wiederaufsitzen, das am Boden bleiben des Kindes.
Zum hypnotisch-meditativen, musikalisch hochspannenden Sound von rRoxymore sehen wir die immer wieder aufgenommene Totale eines horizontalen Triptychons: Himmel, Wald, Feld – mit tierischen und nicht-tierischen Lebewesen in der Ferne. Bearbeitete Bilder, in Negativ-Farben, eines muskulösen Pferdekörpers und Menschenkörpers, faszinierende Choreographien der Bewegungen, die einander gegenseitig zu imitieren scheinen, Pferdestudien an Muybridge und Katrina Daschner erinnernd.
Ian Kaler entwickelt entlang der Erzählung seiner Beziehung zu Pferd und Vater eine Autotheorie der Verhältnismässigkeit von fühlenden Wesen zueinander, von Mensch und Natur und von Geschlechtergeschichte. In dieser wundeschönen Filmelegie wird die Transformation der Beziehung von Autor/Performer zum Pferd entfaltet, sprachlich erzählt aber vor allem künstlerisch-forschend, in präziser Choreographie aufgefaltet. Kaler wirft wichtige Fragen nach dem Körper als Archiv auf, dessen Wiederherstellung (Julietta Singh) wohl nur in der Fiktionalisierung möglich ist, nachdem die beiden Körper unter neuen Vorzeichen wieder zusammengefunden haben: „Ten summers after the winter I start T, as a grown man myself, I tell myself…“ Und das neue Ende, das erzählt wird, ist nur eines von vielen weiteren möglichen Enden. (Andrea B. Braidt)
The Growing Edge
2024
Österreich, Deutschland
17 min