Am Telefon Milena Fina
Das Vibrieren der Bilder erfasst schon den handschriftlich gesetzten Titel. Ein fundamentales Zittern geht durch diesen Film: ein Kino-Kammerflimmern. Am Telefon Milena Fina zeigt Nahaufnahmen von Gesichtern und Händen, in da und dort sanft aufblendendem Licht, zeigt zwei Menschen an Fenstern, zeigt Natur- und Stadtszenerien, Dachlandschaften und Häuserfronten, die beweglich wie Pappkulissen erscheinen. Die beiden Gestalten, die durch die Räume spuken, werden im Maschinentakt der Einzelbildanimation künstlich. Eine Annäherung findet statt, aber die Berührung misslingt.
Die Sprunghaftigkeit der Bilder wird durch ständigen Perspektivenwechsel erzeugt, durch konstante Verschiebung des jeweiligen Blickpunkts: Jede Einstellung wird von sanft variierenden, blitzschnell wechselnden Positionen aus betrachtet. Die auf einer Schiene montierte 16mm-Kamera fotografiert von jeder Position aus genau zwei Bilder, ehe sie neu justiert wird – immer zwei Kader links, zwei Kader rechts, bei einer Frequenz von vier bis zwölf Bildern pro Minute. Der Filmemacher Albert Sackl tritt dabei, wie gewohnt, als sein eigener Protagonist in Szene; während er in früheren Arbeiten mit der Kamera stets in einen stummen Dialog trat, ist nun auch eine Partnerin präsent: die im Titel genannte Milena Fina. Das duale Prinzip trägt diesen Film: je zwei belichtete Kader aus je zwei Blickpositionen auf zwei Personen.
Er setze sich, sagt Sackl, gern „strikten Konzepten und einem selbst geschaffenen, künstlichen Zwang aus“. Seine Arbeit müsse „in einem maschinellen Tun entstehen“. Am Telefon Milena Fina konfrontiert Außen- mit Innenwelten: ein Liebesfilm möglicherweise, in bislang ungeahnter Form. Man denkt angesichts der planvoll erschütterten Bilder auch an die von den Beach Boys einst so euphorisch besungenen good vibrations, die sich bekanntlich auf excitations reimen. Aus der Bewegung folgt Erregung. (Stefan Grissemann)
Am Telefon Milena Fina
2025
Österreich
30 min