Vielleicht bin ich morgen wieder verloren

Der Essayfilm beschäftigt sich mit der Idee einer flüssigen Moderne (Zygmunt Bauman). Dies beschreibt den Übergang von einer festen zu einer flüssigeren Form des sozialen Lebens, die sich auf unsere Vorstellung von Heimat auswirkt und sich mit dem freien Schweben als Lebensstilkonzept beschäftigt. Die „flüssig moderne“ Person fließt durch ihr eigenes Leben, ständig auf der Suche. (Produktionsnotiz)


Sehen, sähe man nicht. „Ich habe keine Ahnung, wie ich beginnen soll. Naja, it‘s a sky, blue sky“. Das ist einer der ersten Sätze des Films. Die Bilder flimmern über den Bildschirm, als hätte der gute alte Fernseher keinen guten Empfang. Vor blauem Hintergrund der Fernsehturm, dann wieder verschwommene Bilder, dann Schwarzweißbilder von der Straßenbahn, von den Dingen, etwas schmilzt. Im Bild: junge Menschen. Verschmolzen mit der Kamera – mit der Suche im Internet, mit der Suche nach sich selbst.

Hören, hörte man nicht. Geräusche sind zu hören, kaputte Leitungen, Autos, Züge, Spiele. Dann wieder Störungen, die so laut werden, dass man das Gefühl hat, auf der Tanzfläche zu stehen und zu Elektromusik zu tanzen. Ich denke, das Licht wird angehen und ich werde die Gesichter der Tanzenden sehen, und dann wird das Licht wieder ausgehen und ich werde die Tanzenden nicht mehr sehen … Man hört junge Menschen, die erzählen. 

Fühlen, fühlte man nicht. Vielleicht sind wir schon heute verloren, wenn wir dran denken, morgen verloren zu sein? „Warum gibt es eher etwas als nichts?“ Wie kann man Heimat finden, wenn man sich einmal entschlossen hat, aufzubrechen und wegzugehen? Wo ist sie? In der Nähe, um uns herum, bei den Menschen, die uns umgeben, oder in dem Nest, aus dem wir ausgeflogen sind?

Bilder und Töne können täuschen. Doch Stephanie Bergwinkls Essayfilm Vielleicht bin ich morgen wieder verloren legt sich wie ein Filter über die Gefühle und Gedanken, als ein oft umgedrehtes, bewegtes Bild des Alltags. In den Negativfilm. Der Film, mit seiner Fülle an Bildern, Formen und Stimmen, lässt sich nicht einfach entschlüsseln oder handhabbar machen, vielmehr fordert er dazu auf, sich seiner Wirkung hinzugeben, Zusammenhänge intuitiv zu erspüren.„Ich gehe gerade Wege, weil es mir die Sicherheit gibt, dass ich den Weg mit den Augen verfolgen kann“, sagt eine Protagonistin – als Trotz und Widerspruch im unverzichtbaren Chaos. (Lali Mgaloblishvili)

Orig. Titel
Vielleicht bin ich morgen wieder verloren
Jahr
2024
Land
Österreich
Länge
16 min
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Deutsch, Englisch
Untertitel
Englisch
Credits
Regie
Stephanie Bergwinkl
Konzept & Realisation
Stephanie Bergwinkl
Sound
fogosidad + Jschanghal
Voiceover
Bon Alog
Verfügbare Formate
DCP (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)