où la nuit tombe un bruit sourd
Auf halbem Weg durch Sophie Watzlawicks neuesten Kurzfilm erhascht man einen kurzen Blick auf eine Blüte von Aurelia Aurita, auch bekannt als "gemeine Qualle" oder "Mondqualle" - und das keineswegs zufällig in einem Film, der seine zarte Bilderbroderie so zärtlich um die Begriffe Sehen und Natur webt.
Quallen sind nicht nur ein heiterer, ätherischer Anblick, sondern auch faszinierende Lebewesen, wenn man bedenkt, wie sie die Welt wahrnehmen: Anstelle von Augen, Ohren und einem Kleinhirn hat die Aurelia Aurita mehrere glockenförmige, synästhetische Strukturen, die "rhopalia" genannt werden und die ihr Bewegungs- und Raumgefühl leiten und ihr ermöglichen, Licht und Schatten wahrzunehmen. All dies ist sowohl die konstitutive Materie des Kinos als auch eine Aufforderung, eine völlig andere Wahrnehmung und sensorische Herangehensweise an das, was uns umgibt, in Betracht zu ziehen. Insbesondere in einer Zeit, die das traditionelle Verständnis von Sichtbarkeit verwischt und unsere Fähigkeit, Ereignisse in Form von traditionellen Bildern oder innerhalb typischer Denk- und Textmuster zu artikulieren, entwurzelt. An einer Stelle ist das Geräusch eines sich einstellenden Lautsprechereingangs zu hören, als ob versucht würde, einen bestimmten Erkenntnismodus ein- und auszustecken.
In Bestätigung dieser tektonischen Verschiebungen erkundet où la nuit tombe un bruit sourd / where night falls a thud die Minutien natürlicher Texturen, Wesen und Phänomene, ein träger Blick, der gleichermaßen von Trauer, Angst und Gelassenheit durchdrungen ist und zuweilen zittert, als befände er sich in einem existenziellen Zustand. Dabei zieht er eine feine Parallele zwischen der Materialität der Natur und der des Films und beschwört ein Gefühl der Schwerkraft angesichts ökologischer und digitaler Ängste herauf, untermauert von flüchtigen, nüchternen poetischen Gedanken, die das Gefühl des Schreckens gegenüber einer Welt, die sich auf einen zutiefst unvorhersehbaren Weg begibt, einfangen. (Flavia Dima)
où la nuit tombe un bruit sourd
2025
Deutschland, Österreich
8 min