où la nuit tombe un bruit sourd

Auf halbem Weg durch Sophie Watzlawicks neuesten Kurzfilm erhascht man einen kurzen Blick auf eine Blüte von Aurelia Aurita, auch bekannt als "gemeine Qualle" oder "Mondqualle" - und das keineswegs zufällig in einem Film, der seine zarte Bilderbroderie so zärtlich um die Begriffe Sehen und Natur webt.  

Quallen sind nicht nur ein heiterer, ätherischer Anblick, sondern auch faszinierende Lebewesen, wenn man bedenkt, wie sie die Welt wahrnehmen: Anstelle von Augen, Ohren und einem Kleinhirn hat die Aurelia Aurita mehrere glockenförmige, synästhetische Strukturen, die "rhopalia" genannt werden und die ihr Bewegungs- und Raumgefühl leiten und ihr ermöglichen, Licht und Schatten wahrzunehmen. All dies ist sowohl die konstitutive Materie des Kinos als auch eine Aufforderung, eine völlig andere Wahrnehmung und sensorische Herangehensweise an das, was uns umgibt, in Betracht zu ziehen. Insbesondere in einer Zeit, die das traditionelle Verständnis von Sichtbarkeit verwischt und unsere Fähigkeit, Ereignisse in Form von traditionellen Bildern oder innerhalb typischer Denk- und Textmuster zu artikulieren, entwurzelt. An einer Stelle ist das Geräusch eines sich einstellenden Lautsprechereingangs zu hören, als ob versucht würde, einen bestimmten Erkenntnismodus ein- und auszustecken. 

In Bestätigung dieser tektonischen Verschiebungen erkundet où la nuit tombe un bruit sourd / where night falls a thud die Minutien natürlicher Texturen, Wesen und Phänomene, ein träger Blick, der gleichermaßen von Trauer, Angst und Gelassenheit durchdrungen ist und zuweilen zittert, als befände er sich in einem existenziellen Zustand. Dabei zieht er eine feine Parallele zwischen der Materialität der Natur und der des Films und beschwört ein Gefühl der Schwerkraft angesichts ökologischer und digitaler Ängste herauf, untermauert von flüchtigen, nüchternen poetischen Gedanken, die das Gefühl des Schreckens gegenüber einer Welt, die sich auf einen zutiefst unvorhersehbaren Weg begibt, einfangen. (Flavia Dima)

Orig. Titel
où la nuit tombe un bruit sourd
Jahr
2025
Länder
Deutschland, Österreich
Länge
8 min
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Französisch
Untertitel
Englisch
Credits
Regie
Sophie Watzlawick
Kamera
Sophie Watzlawick
Montage
Sophie Watzlawick
Produzent*in
Sophie Watzlawick
Mit Unterstützung von
Künstlerinnenförderung des Berliner Senats
Tonmaterial
Andrea Neumann, Marcello S. Busato, Asi Föcker, Anouschka Trocker, Sophie Watzlawick
Verfügbare Formate
DCP 2K (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
s/w