Take the Square

Es muss eine Reaktion auf das Zustandekommen eines sozialen Austausches geben, die global dieselben euphorischen Wirkungen zeitigt. Denn egal, ob Protagonisten der Occupy-Bewegung in Madrid, Athen oder in New York über ihre Erlebnisse sprechen – die Freude über einen politischen Diskurs, der schon länger außer Reichweite erschien, gleicht sich stark. Worin aber liegt die Neuartigkeit dieses politischen Netzwerks der 99 Prozent, außer in einem geteilten Feind, dem außer Kontrolle geratenen Kapitalismus?
Solchen Fragen geht der österreichische Künstler, Aktivist und Filmemacher Oliver Ressler mit seinem Dokumentarfilm Take the Square nach. Ressler beschäftigt sich schon seit Jahren mit politischen Erneuerungsbewegungen, und er hat dabei zu einer eigenen Form des Reenactements politischer Sprechformen gefunden. Stellte er in What Is Democracy? noch ebendiese Frage an zahlreiche Aktivisten, so hat er in Comuna in Aufbau, in dem es um selbstverwaltete Armenviertel in Caracas geht, die Versammlungen und damit die demokratische Praxis selbst in den Mittelpunkt gerückt.
Take the Square setzt dieses Sprechen über politische Prozesse nun fort. Ressler lud Occupy-Aktivisten in Madrid, Athen und New York jeweils dazu ein, sich an öffentlichen Plätzen über ihre Erfahrungen auszutauschen. Es handelt sich dabei nicht nur um Langzeitunterstützer, sondern auch um Leute, die einfach dazugestoßen sind. Dies repräsentiert jenen Aspekt der Bewegung, den schon der Occupy-nahe US-Autor Mark Greif hervorgehoben hat: Die Hierarchien sind flach, sodass darin vom radikaleren Anarchisten bis zum reformistischen Bürger jedem genügend Platz bleibt. Auffällig an allen drei Schauplätzen -– vom Plaza de Pontejos in Madrid, dem Syntagma-Platz in Athen und dem New Yorker Central Park (der Zuccotti-Park war zur Drehzeit nicht verfügbar) – ist das Einverständnis darüber, dass sich nicht nur die Finanzwelt, sondern auch institutionelle Politik in einer Existenzkrise befindet. Dies ist nichts weniger als die Voraussetzung für die Gegenbewegung, die nun dezidiert auf Repräsentation verzichtet. Noch wichtiger ist allerdings die Aufgabe eines einfachen Patents auf Lösungen (oder gar auf Utopien): Denn direktdemokratisches Vorgehen ist bei Occupy kein Schlagwort, sondern drückt eben das Vertrauen darauf auf, dass sich in der Gruppe ein Fortschritt erzielen lässt.
(Dominik Kamalzadeh; gekürzte Version eines Berichts der Zeitung DER STANDARD vom 22./23.09.2012, Seite 4)

Orig. Titel
Take the Square
Jahr
2012
Land
Österreich
Länge
89 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Verschiedene
Untertitel
Deutsch, Englisch, Spanisch
Credits
Regie
Oliver Ressler
Kamera
Rudi Gottsberger, Thomas Parb
Schnitt
Oliver Ressler
Sound Design
Rudi Gottsberger
Tonmischung
Rudi Gottsberger
Farbkorrektur
Rudi Gottsberger
Ausführende/r Produzent*in
studioROT, Rudi Gottsberger
im Auftrag von
REGIONALE12
Produzent*in
Oliver Ressler
Mit Unterstützung von
REGIONALE12, CINE ART
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe