der graue star 2 – die Wehrmacht

der graue star 2 – die wehrmacht ist ein durchaus hinterfotziges Stück Found Footage. Anders als der Titel zunächst vermuten läßt, entstellt die vorwiegend im fortgeschritteneren Alter auftretende Trübung der Augenlinse hier die im Sichtbaren versteckten Kontinuitäten österreichischer Mentalitätsgeschichte zur Kenntlichkeit. Das geschieht formal über einen Chor von Off-Stimmen, die – sich gegenseitig der Evidenz des Gezeigten versichernd – eigentlich nichts anderes tun, als das ohnehin im Bild Sichtbare kommentierend zu wiederholen, allerdings im Kontext eines Wahrnehmungshorizonts, der das visuelle Material um cirka zwei Jahrzehnte zurückdatiert bzw. geographisch verschiebt.

Auf diese Weise werden Amateuraufnahmen aus der Nachkriegszeit, die von ihren Urhebern in aller Unschuld mit der Bewahrung des Erinnerungswürdigen betraut worden waren (mit dem Tagesablauf während einer waffenkundlichen Ausbildung, mit Urlaubsimpressionen in südlichen Gefilden), zu fiktionalen Dokumenten des Alltags in der deutschen Wehrmacht und im argentinischen Exil. Und warum auch nicht: Von Ordnung, Sauberkeit, Männerbündelei, Kameradschaft etc. hätten auch "echte" Dokumente zu berichten gewußt. "Caráoque" nennen maschek. dieses Verfahren einer Analyse des Sichtbaren über Tautologien: Hier ergreift die Stimme nicht die Macht über die Bilder, sondern fügt sich in die vom Visuellen offen gelassenen Leerstellen ein, damit zur Sprache kommen kann, was gemeint war. Das klingt dann vielleicht anders als von den Urhebern intendiert, trifft die Sache aber in ihrer Substanz. Und lustig ist es auch.

(Vrääth Öhner)


Es ist das "bloße Meinen", dem maschek zur Sprache verhelfen will. "Found Footage" aus den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts bildet das Ausgangsmaterial dieser humorvollen Untersuchung. Man kommentiert die Erinnerungsfilmchen und nostalgischen Amateuraufnahmen so, als ob sie aus den Wehrmachtszeiten stammten. Und siehe da, so die These von maschek, die Statements passen, so als habe sich nichts verändert.

(Barbara Könches, ZKM-Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe)

Orig. Titel
der graue star 2 – die Wehrmacht
Jahr
2001
Land
Österreich
Länge
8 min
Regie
maschek
Kategorie
Fiktion
Orig. Sprache
Deutsch
Untertitel
Englische Sprachversion
Credits
Regie
maschek
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
4:3
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2001
Graz - Diagonale, Festival des Österreichischen Films
Luzern - VIPER - Int. Film und Video Festival
Regensburg - Kurzfilmwoche
2002
Zürich - VIDEOEXperimental; Video & Film Festival
Karlsruhe - Int. Medienkunstpreis
Austin - Cinetexas - Int. short film&video&new media festival